Chronologie
- 1950 – Gründung der Ballonsportgruppe Stuttgart e.V.
- 1953 – Taufe Ballons „D-Haller“ – Ehrenhof Neues Schloss Stuttgart, erster von insgesamt 11 vereinseigenen Gas-Ballonen.
- 1961 – Austragung erste Nationale Wettfahrt am Cannstatter Wasen (Stuttgart).
- 1967 – Taufe des ersten Ballons von drei „GRAF ZEPPELIN“ Ballonen.
- 1970 – Die BSG entwickelt und baut den ersten Heißluftballon in Deutschland. Erster von insgesamt 28 vereinseigenen Heißluftballonen.
- 1973 – Gründung der Jugendgruppe und erstes Pfingstjugendlager mit 18 Teilnehmern.
- 1981 – Bau unserer Ballonhalle.
- 1995 – Einrichten des Gas-Ballonstartplatzes am Cannstatter Wasen.
- 1996 – Bis 2007 jährliche Gasballonwettfahrten ab Stuttgart „Linde WASEN CUP“.
- 2000 – Erster netzloser Gasballon D-OSTY / Stuttgarter Hofbräu, 840 m³.
- 2016 – Beschaffung erster Wettfahrt-/Sportballon – „Mistral“, 2000 m³.
- 2024 – Vereinbarung „Greenplan“ gemeinsam mit den Stadtwerken Stgt.
- 2025 – Eigenbau und Zulassung eines leichten Gasballonkorbs für Hochleistungsfahrten.
- 2025 – Die BSG Stuttgart feiert ihr 75-jähriges Vereinsjubiläum.
75 Jahre Ballonsportgruppe Stuttgart e.V. – Ein Rückblick und Ausblick
Im Jahr 2025 blickt die Ballonsportgruppe Stuttgart e.V. auf eine 75-jährige Geschichte zurück. Ein stolzes Jubiläum für einen gemeinnützigen Verein, der sich bis heute zu einer der größten und aktivsten Gemeinschaften im Ballonsport entwickelt hat.

Dabei gehen die Wurzeln des Ballonfahrens in der Region Stuttgart noch erheblich weiter zurück. Bereits 1908 wurde der Württembergische Verein für Luftschifffahrt gegründet, der mit Freiballonen erste Luftfahrtgeschichte in der Region schrieb. Schon damals wie heute, ist das Gelände des Cannstatter Wasen der Ausgangspunkt vieler Fahrten und Aktionen des Vereins. Nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs wurden die ballonsportlichen Aktivitäten ab 1950 mit der Gründung der Ballonsportgruppe Stuttgart neuformiert und fanden in vielerlei Hinblick neuen Auftrieb. Zu Beginn als Sparte im Württembergischen Luftfahrtverband später als eigenständiger Verein in Form der heutigen Ballonsportgruppe Stuttgart e.V..
Neubeginn/Vereinsgründung mit vorgegebenen Aufgaben und einer klaren Vision für die Zukunft
Am 30.Oktober 1950 traf sich die kleine Gruppe verbliebener Stuttgarter Ballonpiloten, die bereits vor und teilweise bis in die Kriegsjahre hinein aktiv waren, zur Gründungsversammlung.
Erste vordringliche Aufgabe war die Herstellung eines organisatorischen und verwaltungsrechtlich konformen Rahmens, um überhaupt ab Stuttgart wieder Ballonfahrten zu ermöglichen. Eine weitere große Herausforderung in der Zeit war natürlich die Beschaffung des ersten Ballons für den jungen Verein. Überlieferten Berichten zufolge wurden die beiden Vorkriegsballone in den Zeiten der Not nicht mehr für ihren ursprünglichen Zweck dem Ballonsport genutzt, sondern fanden für wichtigere Aufgaben des täglichen Lebens Verwendung.




Nicht aber nur diese ersten naheliegenden Themen wurden geklärt. Vielmehr legten die „Urväter“ (Frauen waren zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich noch nicht involviert) dem neuen Verein einige wesentliche Grundsätze für die Zukunft mit in die Wiege, die bis zum heutigen Tag ihre Gültigkeit haben. Diese Paradigmen begleiten die BSG-Stuttgart nun über ein dreiviertel Jahrhundert und können mit zu den Gründen gezählt werden, warum der Verein heute noch erfolgreich existiert.
Grundsätze des Vereins
1. Wir fahren gemeinsam Ballon und fördern die Sportkameradschaft und den Luftsport.
2. Die Möglichkeit des einzelnen Mitglieds am Ballonsport teilnehmen zu können, soll von der wirtschaftlichen Situation des Einzelnen unabhängig sein.
Die Anfangszeit musste schwer gewesen sein, denn es fehlte außer an viel Motivation an so ziemlich Allem. Erst über die Jahre konnte sich schrittweise ein regelmäßiger Fahrtenbetrieb ab dem Cannstatter Wasen etablieren.
Langsam, aber stetig machten sich die Stuttgarter Ballonfahrer als aktiver Luftsportverein in Deutschland und im angrenzenden Ausland wieder einen Namen. Dabei wurden mehr und mehr auch beachtliche sportliche Erfolge bei offiziellen nationalen und internationalen Wettbewerben erzielt. Bis heute errang der Verein zweimal die Vizeweltmeisterschaft im Gasballonfahren, stellte das Europameisterteam von 1972 und gewann gleich mehrfach die Baden-Württembergische Meisterschaft. Ebenso nehmen Crews regelmäßig an Gordon Bennett Rennen teil sowie zwei Weltrekorde wurden durch Piloten/innen der BSG Stuttgart aufgestellt.
Der größte und anhaltendste Erfolg liegt allerdings im allgemeinen Fahrtenbetrieb des Vereins. Gemeinsam in die Luft zu kommen und je nach Zeit, Wettersituation, Lust und Laune, Fahrten unbekümmert durchführen zu können, ist ein hohes Gut um die der Verein oft beneidet wird. Vom gemütlichen Sonntagsmorgen Start bis hin zur mehrtägigen Hochleistungsfahrt ist in der jährlichen Statistik alles zu finden. Und auch dabei hat eines der Uranliegen aus den ersten Stunden des Vereins nach wie vor Gültigkeit:
Die in der Regel erheblichen Kosten und das wirtschaftliche Risiko trägt nach wie vor vollständig der Verein.

Die 60er Jahre – ein Jahrzehnt mit den großen Herausforderungen
Nach den ohnehin wirtschaftlich schwierigen Anfangsjahren fiel für die meisten Ballonsport-Vereine bereits Ende der 60er Jahre die wesentliche Voraussetzung für einen aktiven Fahrtenbetrieb weg. Der traditionelle Energieträger (Leuchtgas)- produziert in Kokereien – wurde in den Städten und Landkreisen auf das kosteneffizientere Erdgas umgestellt. Aufgrund des höheren Eigengewichtes war das neue Gas zum Ballonfahren ungeeignet.
Somit blieb nur noch der an wenigen Orten in Deutschland kostengünstig verfügbare Wasserstoff als Option für den damaligen Ballonsport.

Bau des ersten Heißluftballons in Deutschland
Was für viele Vereine damals den Niedergang einläutete, bedeutete für die BSG-Stuttgart den Einstieg in das sich neu entwickelnde Medium des Heißluftballonfahren. Aufgrund noch fehlendem vereinstauglichen Geräts am Markt, wurde gemeinsam mit der Fachhochschule für Technik in Esslingen, dem Gasballonbauer Leonhard Stuttgart in Augsburg und vielen Stuttgarter Vereinskameraden und Kameradinnen der erste Heißluftballon in Deutschland selbst gebaut und zugelassen.
Der Korb von damals kann heute noch im Bereich Luftfahrt des Deutschen Museum besichtigt werden.




Der erste Ballon mit dem Namen „D-Graf Zeppelin“ und Umzug des Fahrtenbetriebs für den Gasballon nach Augsburg
Eine weitere Folge des „Leuchtgas-Aus“ war, dass bereits 1967 mit dem ersten Ballon mit Namen – Graf Zeppelin – ein für Wasserstoffbetrieb geeigneter Gasballon beschafft wurde. Gleichzeitig zog die Gasballonsparte auf den Startplatz der Ballonfreunde nach Augsburg um. Aufgrund der Nähe zu den Chemiewerken am Lech bei Gersthofen hatten die bayrischen Schwaben von jeher kostengünstigen Wasserstoff zur Verfügung. Für die nächsten 30 Jahre wurde somit Augsburg das Zentrum der Gasballonaktivitäten des Stuttgarter Vereins.Parallel dazu wuchs in und um Stuttgart in den Folgejahren der Heißluft Sektor rasch an. Somit – wenn auch mit viel Aufwand – blieben beide Arten dieses einzigartigen Sports in der BSG erhalten.
Jugendgruppe
Ein weiterer wichtiger Meilenstein, ebenfalls unter Berücksichtigung der Vorgaben der Gründungsmitglieder, war die Gründung der Jugendgruppe im Jahr 1973. Bis zum heutigen Tag ist diese ein ganz wichtiger Teil des Vereins und eine der – wenn nicht die – wesentliche Stütze der Zukunftssicherung des Ballonsports in Stuttgart.

Die meisten unserer aktiven Mitglieder haben in den jährlich stattfinden Jungendlagern ihre ersten Ballonfahrten absolviert und die Begeisterung für den Ballonsport und den Verein für ihr weiteres Leben inhaliert.
Neubau der Ballonhalle am Hallschlag
Mit dem Bau einer großen eigenen Halle wurden infrastrukturseitig ab 1981 neue Möglichkeiten geschaffen. Auch dabei hatte das Stuttgarter Modell – „wir lösen die Aufgaben gemeinsam“- voll gegriffen. So musste die Vereinskasse damals nur mit gerade mal rund 16.000 DM mit diesem wichtigen Projekt belastet werden. Möglich war dies, da der größte Teil des Aufwands durch das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder und dem äußerst geschickten Einbringen von Netzwerken zu lokalen, befreundeten Unternehmen erbracht werden konnte.
Mit dieser Halle steht dem Verein seither eine passende Infrastruktur zur Verfügung, die sich auch für den vereinseigenen Luftfahrttechnischen-Betrieb und bei der vereinseigenen Ausbildung bestens bewährt hat.
Beides sind heute organisatorische Teilbereiche der Wartungs- und Ausbildungsorganisationen des Baden-Württembergischen Luftsportverbandes und wesentliche Säulen auf der die Existenz des Vereins basiert.
Ein eigener Gasballonstartplatz – „nach 30 Jahren zurück am Cannstatter Wasen“
Die nächste große Veränderung kam mit der (Wieder)-Einrichtung des eigenen Gasballonstartplatzes am Cannstatter Wasen. Im Jahr 1995 unterzeichnete der damalige Vorstand einen Vertrag mit der Linde AG. Dieser beinhaltete die Bereitstellung eines 3.000 m³ H2-Tanks samt „vereinstauglichen“ Konditionen für die Lieferungen des so dringend in Stuttgart benötigten Wasserstoffgases.

Die Stadt Stuttgart unterstützte und unterstützt das Vorhaben bis zum heutigen Tag großzügig durch die langfristige Überlassung des als „Sattelplatz“ bezeichneten Geländes am Cannstatter Wasen.
Natürlich muss auch erwähnt werden, dass trotz aller Hilfe und Unterstützung der Schritt, das Gasballonfahren wieder nach Stuttgart zurückzuholen, die Vereinskasse bis an ihre Grenzen belasten sollte.
Doch die damalige positive Entscheidung, nach durchaus kontrovers geführter Diskussion, sollte schon bald ihr enormes Potential und die völlig neuen Entwicklungsmöglichkeiten für den Verein entfalten.
Denn die regelmäßigen Fahrten direkt aus und über der Großstadt Stuttgart, die Möglichkeit zur Durchführung eigener Wettfahrten und Starts anlässlich großer Veranstaltungen am Cannstatter Wasen und dem nahegelegenen VFB-Stadion, zeigten bald ihre Wirkung.
So werden durch die Sichtbarkeit und die öffentliche Präsenz neue Mitglieder auf den Ballonsport in Stuttgart aufmerksam und selbstredend ist ein Ballon immer werblich interessant, gerade über einer Stadt wie Stuttgart. Damit bietet der Verein seinen Partnern, ohne die Ballonfahren in dieser praktizierten Form finanziell undenkbar wäre, große Mehrwerte allein durch die Ausübung des satzungsgemäßen Vereinszwecks.
Voraussetzung dabei sind zum einen der Aufbau und der Erhalt entsprechender Kompetenz bei Piloten und Crews, um in dieser anspruchsvollen Umgebung sicher und verantwortungsbewusst die jeweiligen Ballonaktionen durchführen zu können. Ebenso wie das zur Verfügung stehen modernem und leistungsfähigen Luftfahrtgerät, was beschafft, gewartet und bezahlt werden muss.
Ballonsportgruppe Stuttgart aktuell
Heute präsentiert sich die Ballonsportgruppe Stuttgart e.V. als moderner, lebendiger Verein mit über 100 Mitgliedern, darunter zahlreiche junge Nachwuchspilotinnen und -piloten. Rund 250 Ballonfahrten aller Art und Colour werden jährlich durchgeführt. Die Jugendarbeit, die eigene Ausbildung des Nachwuchses, wie auch Wartung und Prüfung des Gerätes in eigener Verantwortung durchführen zu können, sind neben vielem anderen wichtige Voraussetzungen für das aktive Vereinsleben und die Zukunft des Vereins.
Die Ballonsportgruppe fühlt sich als integrierte Organisation in der „Sportstadt“ Stuttgart und ist eng in das sportliche Leben der Region eingebunden. Besonders allerdings zeichnet den Verein bis heute das kameradschaftliche Miteinander aus sowie das gemeinsame Streben nach interessantem, sicherem Ballonfahren und den gemeinsamen Aktionen. Zunehmend hat sich in den letzten Jahren das sportliche Fahren bei offiziellen Wettbewerben und Meisterschaften ebenfalls weiterentwickeln können.
Zum 75-jährigen Jubiläum werden folglich nicht nur eine bewegte Geschichte gefeiert, sondern vor allem die Menschen, die diesen Verein früher, wie heute mit Leben füllen und gefüllt haben.
Die Ballonsportgruppe Stuttgart e.V. steht für Tradition und Aufbruch zugleich – mit Blick nach oben und einem festen Stand.
Wir heben ab – seit 1950.












