Gordon Bennett 2023

Gordon Bennett 2023

Benedict Munz und Matthias Schlegel haben mit unserem Stuttgarter Hofbräu – Gasballon beim Gordon-Bennett-Rennen in den USA einen hervorragenden 7. Platz belegt. Doch nicht nur die beiden Piloten hatten Spaß: Eine ganze Reihe von Vereinsmitgliedern war vor und hinter den Kulissen in die Distanz-Weltmeisterschaft für Gasballone involviert.

Der legendäre Coupe Aéronautique Gordon Bennett, der bereits seit 1906 stattfindet, ist die älteste und prestigeträchtigste Luftsportveranstaltung der Welt. Die Regeln sind denkbar einfach: Gewonnen hat der Ballon, der am weitesten entfernt vom Startplatz wieder landet. Siegen kann man dabei nur gemeinsam im Einklang mit der Natur: Der Ballon kann sich ausschließlich mit dem Wind bewegen, und nur ein tiefgründiges Verständnis von Wetter und Gerät erlaubt es, ihn durch die Wahl verschiedener Luftströmungen in unterschiedlichen Höhen sanft zu lenken, um so lange wie möglich in der Luft zu bleiben. Gefahren wird mit Wasserstoff und Sand: Will man steigen, wirft man Sand ab; will man sinken, kann über ein Ventil in der Ballonhülle Traggas abgelassen werden.

Begonnen haben die Vorbereitungen für das Team bereits Ende Juli. Zwei Monate war der Ballon per Schiffscontainer in die USA unterwegs. Organisiert hatte den Gemeinschaftstransport für die aus Europa teilnehmenden Ballone die Fa. Blaser Swisslube mit Sitz in der Schweiz.

Anfang Oktober flogen die beiden Piloten, ihre beiden Verfolger Louise und Peter und die Wetter- und Strategieberater Antje und Max dann hinterher. Letztere komplettierten das sogenannte Command Center, das in einem Hotel am Startort aufgeschlagen wurde und mit insgesamt sechs Mann die drei teilnehmenden deutschen Teams rund um die Uhr in Wetter-, Luftraum- und Strategiefragen betreute.

Der Start zum 66. Gordon-Bennett-Rennen fand diesmal im Rahmen der Albuquerque International Balloon Fiesta, des größten Ballontreffens der Welt in New Mexico in den USA statt. 16 Gasballonteams aus 9 Nationen starteten am 7. Oktober in den Nachthimmel – unter der Wettbewerbsleitung eines weiteren Vereinsmitglieds der Ballonsportgruppe Stuttgart e.V., Tomas Hora. Der erfahrene Gas- und Heißluftballonpilot hat selbst bereits acht Mal an dem Rennen teilgenommen. Und noch zwei weitere BSG-Mitglieder waren hinter den Kulissen aktiv: Kolja beriet eines der österreichischen Teams, während Florian das Medien-Team der Veranstaltung bei der Produktion des Onlineformats „Gordon Bennett TV“ unterstützte.

Für die Ballonteams bestand die erste Herausforderung im Umschiffen der Sandia-Berge östlich von Albuquerque: Je weniger Ballast sie dabei verbrauchten, desto länger würden sie später in der Luft bleiben können. Die Weiterreise über Oklahoma am folgenden Tag war dann relativ unspektakulär – flaches Land so weit das Auge reicht. Die Verfolger brauchten lediglich der in Ost-West-Richtung verlaufenden I40-Autobahn zu folgen, um in der Nähe der vom Westwind getriebenen Ballonen zu bleiben.

Der große Reiz der Austragungsnation USA war neben der großen Landmasse auch die Unkompliziertheit des Luftraums. Nur wenige Großflughäfen wie Dallas galt es auf dem Weg nach Osten zu meiden. Stabiles Herbstwetter sorgte für traumhafte Bedingungen, kaum Wolken waren am Himmel zu sehen. Kein einziger Ballon musste bei dieser Wettfahrt aus Wetter- oder Luftraumgründen vorzeitig landen. Zwei Teams landeten aufgrund von Problemen mit der Bordstromversorgung, bei allen anderen entschied schlussendlich die Mischung aus Ballastreserve, Erfahrung und persönlichen Vorlieben über die Fahrtdauer.

Nachdem sie am Vormittag des dritten Renntages den Mississippi überquert hatten, beschlossen Benedict und Matthias, es am Abend gut sein zu lassen: Insgesamt fünf Bundesstaaten hatten sie bei ihrer Luftreise durchquert, drei Nächte und drei Tage im Weidenkorb verbracht, der Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad und Balkon gleichermaßen war. Nach 65 Stunden, 38 Minuten und 1649 Kilometern setzten sie südlich von Tupelo, Mississippi zur Landung an. Verfolger Louise und Peter waren sofort zur Stelle, ebenso wie die freundlichen Landbesitzer und ein begeisterter, örtlicher Ballonpilot mit seiner Frau.

Für die Erst- und Zweitplatzierten ging es noch eine Nacht weiter: Ein französischer und ein deutscher Ballon legten jeweils über 85 Stunden in der Luft zurück, um nach 2661 bzw. 2587 Kilometern in North Carolina an der Ostküste der USA zu landen. Nach dem französischen Sieg findet das Gordon-Bennett-Rennen 2025 demnach in Frankreich statt.

Die Zweitplatzierten Willi und Benjamin Eimers aus Nordrhein-Westfalen waren im Vorjahr schon siegreich gewesen – sie gewannen das 65. Gordon-Bennett-Rennen in St. Gallen, was bedeutet, dass der 67. Coupe Aéronautique Gordon Bennett 2024 in Deutschland ausgerichtet wird. Gestartet wird am 13. September in Münster. Auch Benedict und Matthias wollen im Stuttgarter Hofbräu – Ballon wieder dabei sein.

Der Dank unseres Gordon-Bennett-Teams gilt neben unseren Sponsoren auch besonders allen Vereinsmitgliedern, die mit ihren Beiträgen und ihrer ehrenamtlichen Arbeit solch tolle Aktionen erst ermöglichen, sowie den anderen beiden deutschen Gasballonteams Eimers/Eimers und Michels/Michels für die hervorragende Zusammenarbeit.